Verschörungen in der französischen Restauration. Gebrauch und Neudefinition eines Instruments der politischen Opposition

(L'Activité conspirative sous la Restauration française. Usages et mises en forme d'un répertoire de contestation politique)

Verschwörungsaktivitäten stellen eines der am häufigsten verwendeten extralegalen Oppositionsinstrumente unter der französischen Zensusmonarchie dar. Dies gilt insbesondere für die Epoche der Restauration (1814-1830), die durch eine lange Abfolge der konservativen Reaktion geprägt war und in den Jahren 1820-1823 einen Aufschwung verschiedener Unterwanderungs- und Umsturzversuche erlebte. Diese Protestbewegungen manifestieren sich in der Konsolidierungsphase der Ultraroyalisten nach der Ermordung des Duc de Berry und der Verabschiedung von Massnahmen, welche die politischen und individuellen Freiheitsrechte einschränken. Indem sie sich an der politischen Opposition beteiligen, deren bedeutendste Gruppe die französische Charbonnerie darstellt, kommt es zu einer komplizenhaften Vernetzung einer beträchtlichen Zahl von Personen aus den Gesellschaftsbereichen, die von der konservativen Radikalisierung des Regimes am meisten betroffen sind (vor allem aus den Bereichen der Politik, der Universität und des Militärs). Die Auflösung der Verschwörungsbewegung nach 1823 erklärt sich durch die wiederholten Niederlagen und die Repression, die alle Aufstandsversuche der Charbonnerie erfahren mussten. Sie erklärt sich aber auch durch eine Neudefinition der Verschwörung, an der verschiedene Exponenten des politischen Establishments beteiligt waren. Indem diese Neudefinition der Verschwörung, die hier anhand der Positionierungs- und Schreibstrategien des renommierten und politisch ambitionierten Publizisten François Guizot verfolgt werden, die Verschwörungsbewegungen in ein Kräfteringen zwischen Parlamentariern und Publizisten transformierten, trugen sie gleichzeitig zu einer Befriedung der politischen Kämpfe bei.

(Übersetzung: Urs Germann)

Erschienen in: traverse 0/0000, S. 57