Der Wettbewerb Frankreichs um die Aufnahme ausländischer StudentInnen (1840–1940)

(Le pari français de l’accueil des étudiants étrangers (1840–1940))

Seit der Neugründung der französischen Universitäten durch Revolution und erstes Kaiserreich entwickelte Frankreich eine offene Aufnahmepolitik für ausländische Studierende. Insbesondere wurden Hindernisse oder Beschränkungen bei der Einschreibung an Hochschulen vermieden, abgesehen von der Anforderung, einen dem französischen baccalauréat äquivalenten Abschluss vorzuweisen. Um die Aufnahme der Studierenden zu erleichtern, wurden neue Einrichtungen geschaffen und konkrete Massnahmen (Stipendien, Französischkurse, Sprachferien, besondere Abschlüsse et cetera) ergriffen. Die Aufnahme ausländischer Studierender beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Bereitstellung von Bildungseinrichtungen und kompetenten Lehrkräften oder die Beseitigung akademischer Hindernisse für den Zugang zu höherer Bildung. Es war auch notwendig, Studenten gute Lebensbedingungen zu bieten. Selbst wenn Möglichkeiten für die Finanzierung der Reisen nach Frankreich oder Wohnraum (Bau der Cité internationale universitaire de Paris, Studentenwohnheime) geschaffen wurden, blieben materielle Fragen für die Ausländer von entscheidender Bedeutung. Zudem waren die Beziehungen zu den Franzosen nicht immer einfach. Es drohte Einsamkeit. Im schlimmsten Fall wurden ausländische Gemeinschaften in der Zwischenkriegszeit zur Zielscheibe rassistischer und antisemitischer Angriffe. Französische Studentenverbände bemühten sich darum, diese Probleme anzugehen, und die Ausländer schlossen sich in Landesverbänden zusammen, um sie zu unterstützen.

Erschienen in: traverse 2018/1, S. 43