Die Beauvoir-Studien erleben in jüngster Zeit eine wichtige Renaissance, die dieses Jahr durch den 50. Geburtstag von «Le Deuxième sexe» allgemein sichtbar gemacht worden ist. Es scheint, dass die Dominanz eines der Differenz verpflichteten Feminismus und der unter der Bezeichnung des «Französischen Feminismus» zusammengefassten Intellektuellen umgestossen wurde. In der Folge haben Untersuchungen Simone Beauvoir neu entdeckt, und beschäftigen sich mit ihr auf der Basis zum Beispiel von Arbeiten Judith Butlers. Dabei erweisen sich die in «Le deuxième sexe» gewählten Perspektiven insbesondere auch die Ideen über den Körper, das soziale Subjekt und der Freiheit als noch immer nützliche Ausgangspositionen.
Diese Konzeptionen sind auch am Werk bei der Multiplikation der Studien über den Entstehungsrahmen des Denkens von Beauvoir. Simone de Beauvoir wird wahrgenommen als ein Subjekt, das schöpferisch ist, aber auch gefangen in einer bestimmten historischen Situation. Sie nahm verschiedenste Diskurse zum Geschlecht und zum Existenzialismus, wie sie in den 1940er Jahren in Frankreich auftraten, bearbeitend auf. Forscherinnen fragen sich ausserdem, welche Rezeption die Thesen, die Beauvoir formulierte, in den verschiedenen Ländern und entsprechend der Zeit, in der die Übersetzungen erfolgten, erfahren haben. Die Summe dieser Forschungen über das Denken Beauvoirs, seine Entstehung und Rezeption (be)schreibt so die Geschichte der Diskurse über das Geschlecht seit den 1950er Jahren.
(Übersetzung Béatrice Ziegler)