Publizieren in den Geisteswissenschaften: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Editorial


Die Praxis des wissenschaftlichen Publizierens hat im letzten Jahrzehnt tiefgreifende Transformationsprozesse auf sozialer, technologischer, institutioneller und struktureller Ebene erfahren. Sie haben in den Geisteswissenschaften Etabliertes unter Druck gesetzt, aber auch zahlreiche neue Zeitschriften und Formate – insbesondere online – hervorgerufen. Es scheint, dass der Wandel von vielen als Chance für Neues gesehen wird und zu Wagnissen inspiriert.
Digitale Publikationsformen erhöhen die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen und wissenschaftlichen Arbeitsprozessen. Zugleich werden tradierte Mechanismen von Qualitätskontrolle und Gate-Keeping auf dem wissenschaftlichen Feld durch Forderungen nach freiem Online-Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, dem Open Access (OA), herausgefordert. Diese Entwicklung bedingt zudem eine Neukonfiguration der am Publikationsprozess beteiligten Institutionen und Personen, wie Verleger*innen, Herausgeber*innen, Autor*innen und Leser*innen und bringt neuartige Infrastrukturen wie etwa Repositorien und e-libraries hervor. Auf diese Weise werden auch Institutionen wie Universitätsbibliotheken neue Funktionen und Aufgabenbereiche zugewiesen. Alle diese Entwicklungen machen eine Reflexion über die Praxis wissenschaftlichen Publizierens gerade in den Geisteswissenschaften dringend notwendig. Die Redaktion der traverse hat sich daher die Frage gestellt, wie Publizieren in den Geisteswissenschaften im 21. Jahrhundert aussehen kann, welche Chancen und Herausforderungen konkret bestehen und welche Visionen aktuell formuliert werden können.

Im vorliegenden Themenheft kommt die ganze Bandbreite an Akteur*innen zu Wort – von der Förderinstitution bis zu den Studierenden. So versuchen wir, die gegenwärtigen Herausforderungen zu benennen, multiperspektivisch auszuleuchten und Wege aufzuzeigen, wie wir mit ihnen umgehen können. Der Schwerpunkt liegt auf dem «Machen» geisteswissenschaftlicher Zeitschriften im deutschen und französischen Sprachraum, wobei der dominante anglophone Sprachraum und die Publikationsformen in den Medizin- und Naturwissenschaften, die das Publikationswesen in den Geisteswissenschaften auch stark beeinflusst haben, stets mit im Blick sind.

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Erschienen in: traverse 2022/1, S. 8

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