Das Thema der dritten Nummer der traverse im Jahr 2022 – Saisonarbeiter*innen in der Schweiz – scheint am Puls der Zeit zu sein. Während die Skiorte für die beginnende Saison aktiv nach knapp gewordenen Arbeitskräften suchen, zeichnen zwei Ausstellungen das Schicksal dieser Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter nach. Dieses ist in letzter Zeit Gegenstand historischer und erinnerungspolitischer Überlegungen geworden und steht derzeit in zwei Museen in La Chaux-de-Fonds und Biel im Mittelpunkt.
Das Historische Museum in La Chaux-de-Fonds zeigt eine Ausstellung über die „Schrankkinder“ (bis zum 9. März 2023), die auf einem Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds basiert und deren Autorinnen zu dieser Ausgabe der traverse beigetragen haben. Die Ausstellung zeichnet das Schicksal von Zehntausenden von Kindern nach, die versteckt in der Schweiz lebten, da die Saisonnierbewilligung die Familienzusammenführung untersagte. Das Neue Museum Biel übernimmt bis zum 25. Juni 2023 die 2019 in Genf gezeigte Ausstellung Nous, saisonniers, saisonnières…, passt sie jedoch an.
Im öffentlichen Raum hingegen erinnern nur wenige Spuren an das Schicksal dieser Arbeitskräfte aus Italien, Spanien, Portugal und dem ehemaligen Jugoslawien, die die Schweiz über 70 Jahre lang, zwischen der Einführung des Statuts im Jahr 1931 und seiner Abschaffung im Jahr 2002, ins Land geholt hat. Zwanzig Jahre später wird das Thema durch die Forderung einer Vereinigung nach Entschädigung wiederbelebt, die die Interessen ausländischer Arbeitnehmer und ihrer Kinder vertreten will, die unter den Beschränkungen für Inhaber von A- (Saisonarbeiter) und B-Bewilligungen (Jahresaufenthalter) gelitten haben.